Eigenbau einer Unterwasser-Kamera mit der EXA von Ihagee Dresden Von Lothar Seveke Etwa 1962 begann ich als Zwölfjähriger mit dem Sporttauchen, meist allein, ab und zu mit wenigen gleichaltrigen Freunden in einem kleinen Ort in der DDR. Und das nur, weil jemand eine grüne Tauchmaske geschenkt bekommen hatte und wir nacheinander damit in einem See unter die Oberfläche geguckt und Fische gesehen hatten. Da ich in der DDR lebte, gab es praktisch keine Ausrüstungsteile zu kaufen. Man musste also selbst bauen. Vorlagen oder Muster zum Abgucken hatte ich auch nicht, nur einige schlechte Fotos und Skizzen aus der POSEIDON, die in der Kreisbibliothek auslag. Also waren gesunder Jungen-Verstand und Suchen auf Schrottplätzen, in Mutters Küchenschrank und Vaters Werkstatt angesagt. Langsam kam nach unzähligen Fehlversuchen eine durchaus brauchbare Ausrüstung einschließlich Pressluft-Tauchgerät zusammen, bei der außer der Einglasmaske kein gekauftes Teil war t1p.de/n829 . Fertiges UW-Gehäuse für die EXA 1966 baute ich als Sechzehnjähriger das hier vorgestellte Kameragehäuse für meine EXA, das sogar zufriedenstellend funktionierte. Begonnen hatte ich Jahre zuvor mit einem bleibeschwerten Hartholzgehäuse für eine 6x9-Box-Kamera und einem aus verzinktem Stahlblech zusammengelöteten Gehäuse für die Balgen-Kleinbildkamera Beltica meines Vaters. Können Sie sich das Vertrauen des Vaters zu seinem Sohn vorstellen, dass er ihm freiwillig (!) seine geliebte Kamera für dieses gefährliche Unterfangen anvertraute, die ihn den Krieg lang zuverlässig begleitet hatte? Sie überlebte jedenfalls, ist nur ab und zu etwas feucht geworden aber nie ganz abgesoffen. EXA mit einem anderen Objektiv, Bauform aber praktisch identisch mit meinem Meyer 3,5/50 (Bild von photobutmore.de) Dieses Gehäuse war allerdings nie ganz dicht zu bekommen. Das dicke Blech einer Wäscheschleuder quasi am Küchentisch weich zu verlöten, so dass es dicht wird, ist schon nicht ganz einfach. Man pumpte es vor dem Tauchgang stark mit der Luftpumpe auf, und wenn es aufhörte zu gasen, musste man auftauchen, da dann Wasser hineintröpfelte. Aber wir tauchten ja auch nicht tief, ab 6 m wurde es zu dunkel und reizlos zum Fotografieren. Zur Jugendweihe 1964 habe ich dann eine EXA mit einem preiswerten Objektiv 3,5/50 (Meyer Görlitz, leider verloren gegangen) und Lichtschacht-Sucher geschenkt bekommen, die natürlich mein ganzer Stolz war und zunächst zu schade, um unter Wasser zu gehen. Aber dann musste sie doch dran glauben, sodass mein Vater seine Beltica wiederbekam und sie noch jahrelang genutzt hat. Außerdem hatten sich meine Möglichkeiten beträchtlich erweitert, da ich neben der Erweiterten Oberschule (4-jähriges Gymnasium) eine Lehre als Elektriker absolvierte (abwechselnd 2 Wochen Lehre, 6 Wochen Schule), was mir Zugang zu Material und Werkzeug verschaffte. Ich konnte z.B. endlich Messingteile für meine Regler drehen. Auch der Grundkörper für das EXA-Gehäuse ist von diesem Beruf geprägt. Es ist nämlich das um 90° verdrehte zweischalige Gehäuse eines Starkstromschalters aus Aluminium-Guss. Dieser Schalter sah für mich sofort wie eine Unterwasserkamera aus, ähnlich wie der Schnitzer schon die künftige Figur im Holz sieht. Maße und Durchbrüche waren einfach ideal. EXA im Schalter-Gehäuse, Rückansicht Es blieb auch noch Platz für ein geplantes Blitzgerät. Es war ein Feuchtraumgehäuse, sodass es schon Nute für Dichtgummis gab. Die beiden Gehäuseschalen wurden durch vier Schrauben zusammengepresst. Dafür wollte ich immer mal etwas Schöneres machen, aber es blieb bis zum Ende bei den vier Schlitzschrauben. Wo vorher die Schalterachse aus der Seite der Rückschale herauskam, wurde eine Lupe für den Lichtschachtsucher eingeklebt und in die Vorderschale ein großes Loch für die Frontscheibe aus 8-mm-Schaufensterglas geschnitten. Deren optische Fehler interessierten mich damals überhaupt nicht. Da das Glas mit meinen Mitteln nicht ganz rund zu bekommen war, kam noch ein dezenter Ring aus PVC zur Kaschierung drüber. Der Durchbruch war größer als für das Objektiv nötig, aber so konnte man die Einstellungen gut kontrollieren. Und wegen des immer noch flachen Tauchens zum Fotografieren musste auch kein hoher Druck ausgehalten werden. Vorderschale mit Dichtnut (gefüllt mit Bausilikon) und Auslöserhebel Geklebt wurde übrigens mit Mökoflex, einem Einkomponenten-Kunstharz, das im wahren Leben zum Kleben von Kabelschellen auf Beton diente. Leider wurde er nach einiger Zeit hart und rissig, man musste etwas nachkleben. Von außen bedient werden sollten die Scharf- bzw. Entfernungseinstellung, die Blende, der Auslöser und der Filmtransport. Dazu kam noch eine Vorschwenklinse für Nahaufnahmen. Die Belichtungszeit wurde fest auf 1/25 oder 1/50 s eingestellt. Zum Filmwechsel wurde die Kamera aus dem Gehäuse genommen. Sie war mit der Stativschraube auf einer einschiebbaren Brücke in der Rückschale befestigt. Als gedichtete Achsdurchführungen dienten außer beim Auslöser Messing-Wasserhahnoberteile aus Abbruchhäusern, die mit nachstellbaren Stopfbuchsen mit Wachsschnur darin dichteten. Die Bewegungen der Achsen wurden mit Zahnrädern aus demontierten Geräten vom Schrottplatz zur EXA übertragen. Ein bisschen stolz bin ich auf einige Detaillösungen, die mir ja selbst einfallen mussten. Auf die Zeitschrift POSEIDON stieß ich erst in den 1970er Jahren. Diese damals gar nicht so empfundene Isoliertheit ohne Internet, gleichgesinnte Freunde oder einschlägige Literatur kann man sich heute schwer vorstellen. Der linke Handgriff war (ergonomisch würde man heute sagen) aus Hartpapier (mit Kunstharz getränktes Papier) geformt. Kamera in Gehäuse eingesetzt Für das Zuschneiden mit der Handsäge und das Befeilen der Fingermulden habe ich bestimmt einen Tag gebraucht. Anschließend habe ich ihn tagelang in der Hosentasche mit rumgeschleppt, weil er sich so gut anfasste. Zahnrad für Entfernung, Vorschwenk-Nahlinse und Ring für die Springblende Der rechte Handgriff war gleichzeitig die Scharfstellung mit einem großen Handrad, was sich wirklich sehr gut machte. Der Auslöser war ein langer Hebel mit Achse durch eine Seite der Vorderschale, der mit dem Zeigefinger vom Handgriff aus gut erreicht werden konnte. Er dichtete einfach mit einem beidseitig abgebundenen Gummischlauch (Weinschlauch), der mit seiner Elastizität auch die Rückholung erledigte. Für den Blendenring kam eine Achse von der Rückwand, die über eine Zahnradkopplung die Blende verstellte. Über eine weitere Achse unterhalb der Frontscheibe konnte die Vorschwenklinse für Nahaufnahmen bis zu einem Anschlag eingedreht werden, optische Verzerrungen garantiert, aber trotzdem reizvoll. Der Filmtransport bei der EXA erfolgt nur über ein einfaches Rändelrad, anders als bei der Nachfolgerin EXA 1a, wo man eine Daumenratsche hat. Herausnehmbare Kamerabrücke Deshalb habe ich außen eine Ratsche auf die Achse für den Transport gesetzt, wohl aber mehr meinem Spieltrieb zuliebe als wegen der Sinnfälligkeit. Der Gag aber war die Springblende. Ein Freund hatte inzwischen eine EXA 1a mit einem Tessar 2,8/50, die diese an sich nützliche Einrichtung im Objektiv eingebaut hatte. Natürlich brauchte ich das auch, hatte aber bloß mein einfaches Objektiv. Heute würde man einfach ein Sonnar kaufen, was ja auch an der EXA passte, damals lag der Ehrgeiz darin, dass auch so zu schaffen. Der Nutzen war sowieso diskutierbar, da die Blende ohnehin wegen der schlechten Lichtverhältnisse meist maximal geöffnet war. Aber die Idee war geboren und musste realisiert werden. Dazu wurden nur eine Rückholfeder und ein verstellbarer Anschlag eingebaut und der Auslöser durch einen Vorauslöser erweitert. Wenn man dann also mit Blende 8 fotografieren wollte, stellte man Blendenring und Anschlag zunächst auf Blende 3,5, spannte damit die Rückholfeder und stellte dann den Anschlag auf die 8. Da die Blende noch maximal offen war, konnte man jetzt gut bei maximaler Helligkeit durch den Sucher die Schärfe einstellen. Dann löste man aus, wobei zunächst durch eine Freigabe die Feder den Blendenring von 3,5 nach 8 bewegte, dann kam die Auslösung dran. Das hat funktioniert, aber wie gesagt nicht viel genützt. Das Gehäuse hatte natürlich auch einen Blitzkontakt und schon eine Aufnahme für den Blitzarm am Handgriff. Zum Blitzgerät ist es aber in dieser Zeit nie gekommen, weil damals die für mich verfügbaren Blitzelkos einfach zu voluminös und Akkus auch schwer beschaffbar waren. Studium, Mädchen, Geldverdienen ließen die Jungenträume vom Tauchen auch erstmal in den Hintergrund treten. Realistische Karrikatur aus POSEIDON