Unterricht im Tauchanzug: Das Philippe-Cousteau-Gymnasium Auf den Spuren eines verlorenen Schulnamens von Dr. Roger Blum Von 1992 bis 2006 gab es in Berlin-Treptow die „Philippe-Cousteau-Oberschule“. Viele Schüler haben hier ihre Leidenschaft zum Tauchen entdeckt und waren stolz auf ihre Schule und deren Namen. Auch meine Tauchleidenschaft wurde vor über 25 Jahren während meiner Abiturzeit am Philippe-Cousteau-Gymnasium geweckt. Heute erinnert an der Schule leider nichts mehr an den berühmten Meeresschützer. Begeben wir uns auf die Spuren des verlorenen Schulnamens. Die Schule am Ellernweg 20 in Berlin-Treptow, Ortsteil Johannisthal, ist eine Schule im Stil der 1950er Jahre, mit zwei Flügeln und einer großen Aula. Sie wurde am 1. September 1956 als 9. Mittelschule eröffnet und am 7. Mai 1976 in 9. Polytechnische Oberschule „Herta Geffke" umbenannt. Nach der Wiedervereinigung wurde der Name abgelegt und es stellte sich die Frage, welchen Namen die Schule künftig tragen sollte. Es bestand die Idee dem Gymnasium den Namen „Jaques-Yves Cousteau“ zu verleihen, was aber an dem Umstand scheiterte, dass nur verstorbene Personen als Namensgeber in Frage kamen. Die Namenswahl fiel dann 1992 auf Cousteaus tödlich verunglückten Sohn Philippe. Gewürdigt werden sollte das Engagement von Philippe Cousteau als Meeresschützer. Sein Verdienst war es, dass sich sein Vater vom Abenteuer, der seine Expeditionen zuweilen auch von Ölfirmen finanzieren ließ, zum Meeresschützer wandelte. Philippe öffnete ihm die Augen für die dramatischen Zerstörungen, die Überfischung, Walfang, Müllentsorgung und Küstenverbauung in den Meeren anrichteten. Besuch von Alexandra Cousteau anlässlich der feierlichen Namensverleihung Zur Namensverleihung der Schule begrüßten wir Philippe Cousteaus Tochter Alexandra. Sie ist nur 9 Tage älter als ich, war damals also 16 Jahre alt. Wir holten sie vom Flughafen Tegel ab. Zur feierlichen Zeremonie der Namensverleihung pflanzten Schulleiterin Frau Hoffmann und Alexandra Cousteau symbolisch einen Baum vor dem Schulgebäude und es wurden Grußworte von Jaques-Yves Cousteau verlesen. Die Schule hieß nun offiziell Philippe-Cousteau-Oberschule (Gymnasium). In der Aula waren im Graffiti-Style große Porträts von Philippe und Jaques-Yves Cousteau angebracht. Im Unterricht wurden theoretische und physikalische Grundlagen des Tauchens vermittelt und im Schwimmbad die praktische Ausbildung. Gemeinsam mit dem TC Adlershof e.V. wurden in der mittlerweile abgerissenen Schwimmhalle an der Rudower Chaussee Schnuppertauchkurse angeboten. Höhepunkt jedes Schuljahres war aber die Projektwoche im Sommer. Anfangs fuhren wir für eine Woche zum Tauchen an den Helenesee, später dann regelmäßig an die türkische Mittelmeerküste nach Kas. Dort konnten die Schüler dann ihren Tauchschein ablegen. Danke an unsere Deutsch- und Sportlehrerin Dörte Eibner, die die Tauchexkursionen organisierte. Die Tauchfahrten endeten, als im Sommer 2006 die Philippe-Cousteau-Oberschule und die Ernst-Friedrich-Oberschule zusammengelegt wurden. Die Fusion war von vielen Widerständen begleitet und an der Ernst-Friedrich-Oberschule wurden sogar öffentliche Demonstrationen gegen die Zusammenlegung organisiert. Dort war die Enttäuschung besonders groß darüber, dass die neue Schule, die zunächst die Bezeichnung „10. Schule (Gymnasium)“ erhielt, das Gebäude im Ellernweg als Stammhaus bekam und als Schulleiterin Frau Hoffmann, bis dahin Schulleiterin der Philippe-Cousteau-Oberschule, berufen wurde. Die Schule wurde in Gebrüder-Montgolfier-Oberschule umbenannt. Mit der Fusion und Umbenennung endete nach 14 Jahren die Cousteau-Ära. Unser Autor Dr. Roger Blum info@easydive24.de Jg. 1976, besuchte das Phillipe-Cousteau-Gymnasium und nutzt jede freie Zeit zum Reisen und Tauchen. Mittlerweile hat er über 120 Länder auf allen Kontinenten bereist. Die Wochenenden verbringt er meist an Seen und Flüssen auf der Suche nach neuen interessanten Tauchspots. Dr. Blum ist im Sporttauchermuseum Wendenschloß für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auf seinem Taucherblog www.easydive24.de schreibt er regelmäßig über seine Taucherlebnisse sowie tauchhistorische Themen.