Der Doppelrohrschnorchel des BONITO e.V. Von Dr. L. Seveke In den 1960er Jahren geisterte ein etwas seltsam anmutendes Schwimmgerät durch die „Taucherkreise“ des Bezirkes Potsdam der DDR - der BONITO-Schnorchel, verlacht und bewundert. Verlacht, weil man es als „richtiger“ Flossenschwimmer natürlich nicht nötig hatte, so ein „Hirschgeweih“ zu benutzen, um Leistung zu bringen, und bewundert, weil man nicht genau wusste, welcher Trick dahintersteckte und auch, weil er aus dem geheimnisvollen BONITO e.V. kam. Das war ein Verein unter der Leitung des Biologen Wolfgang M. Richter, der nicht in der GST war (sehr seltsam!) und sein eigenes Ding in der Ostsee und später in Mecklenburger Seen beim Tauchen und eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit an Gewässern machte. Aber eines hatten sie doch notgedrungen mit uns Normalos gemein, sie hatten noch weniger Ausrüstung als wir, die wir ja wenigstens etwas von der GST nutzen konnten. Also bauten sie auch selbst und das kreativ und erfolgreich. Der Doppelschnorchel gehörte dazu, aber auch Kreislauf- und Pressluft-Tauchgeräte und Fotoapparate. Sie schafften es sogar unter DDR-Bedingungen, einige der Geräte in Kleinserie produzieren zu lassen, die Kamera Tauchtax von der Fa. Curow in Dresden (1970 zu VEB Pentacon geschlagen) und den Schnorchel von VEB Degufa Berlin. Allerdings sagte mir W. M. Richter neulich, dass die Herstellung des Schnorchels gar nicht auf ihr Konto ging. Dieser Doppelschnorchel kam also in einiger Stückzahl in Umlauf, ist heute aber ein sehr rares Sammlerstück. Die Konstruktion sollte vor allem Pendelatmung verhindern, die bei längeren Arbeitseinsätzen wegen der nur verfügbaren dünnen PVC-Rohre schon zu Kopfschmerzen führen konnte. Mit Hilfe von zwei Flatterventilen im Mundstück wurde über ein Rohr eingeatmet und über das andere aus. Auch wegen Stabilität und Trageeigenschaften wurden die beiden Rohre über dem Kopf zusammengeführt, wo die Luft über ein wasserdichtes Tennisball-Ventil ausströmte. Bild: 1959 W.M. Richter (BONITO), filmend im Scharteisen BONITO hat den Doppelschnorchel anscheinend über Jahre verwendet, weil er für ihre wissenschaftliche Arbeit genau richtig war. In der Allgemeinheit setzte er sich nicht so durch. Es gab dann einige Jahre später genügend dickes PVC-Rohr für Schnorchel, so dass Pendelatmung weniger entstand. Für das verbreitete wettkampfmäßige Flossenschwimmen war er zu sperrig, da zogen wir den eleganten Mittelschnorchel vor. Für mich bleibt der Doppelschnorchel ein interessantes Symbol für den Selbstbau von Ausrüstung, die man mit Akribie genau für seinen Bedarf baut und dabei neue Wege geht. Als Beispiel für die Arbeit des BONITO e.V.: Biologische Station Feldberg t1p.de/lpyt Als ich vor einigen Jahren über die BOOT schlenderte, glaubte ich plötzlich an ein déjà vue. Der Doppelschnorchel war wieder da! Natürlich wurde er gepriesen als völlig neue Erfindung mit berauschenden Vorteilen, wie sie noch nie da waren ;-). Zugegebenermaßen hatte er mit dem guten alten BONITO nicht soo viel gemeinsam. Design und Herstellungstechnologie unterschieden sich sowieso, aber auch die Zielstellung bei der Nutzung ist eine andere. Pendelatmung wird, wie auch schon bei den heutigen Einrohrschnorcheln üblich, durch das unmittelbar vor dem Mund befindliche Ausatemventil vermieden. Und an das Geblubber mit den Blasen vorm Gesicht ist der heutige Taucher ja von seinem Einschlauch-Automaten her gewöhnt. Aber der Querschnitt des Einatemrohres verdoppelt sich praktisch, womit der Atemwiderstand sinkt. Und da wir heute ja alle immer Hochleistungssport treiben, ist das unbedingt erforderlich, wie das Carbon-Fahrrad für den Rentner. Die symmetrische Bauform verbessert allerdings die Trageeigenschaften, flattern wie mit der schlabbrigen Befestigung des Einrohrschnorchels am Maskenband sollte es nicht geben. Auch High-Tech-Schnorchel-Masken sind inzwischen mit Doppelschnorcheln ausgestattet. Damit ist man am Pool sicher der King. Mal sehen, wie’s weiter geht. Noch ein paar schöne Bilder aus der Tätigkeit vom BONITO e. V, Dank an W. M. Richter für die Freigabe: Bild: 1959, an der Bernsteininsel vor Darßer Ort Bild: 1955, Henning Sich vor Westküste Darß, Tauchtax-Aufnahme Bild: 1964, Richter & Dembinsky in Trocken-Tauch-anzügen