Copyright by TauchHistorie 2021 Ausführungen des CG-45 1946 bis 1955 Von Luc Fuster Aus dem Französischen von Dr. L. Seveke 1943 reichte die französische Firma Air Liquide für sich, ohne Nennung ihres Ingenieurs Émile Gagnan, und Jacques-Yves Cousteau das Patent [fr937.032] „Perfectionnement aux installations pour la respiration des scaphandriers“ in Frankreich und 1947 das Patent [us2,485,039] „Diving Unit“ in den USA ein, diesmal für Cousteau und Gagnan. Über die Entstehungsgeschichte dieses Gerätes und die technische Funktion ist in der TauchHistorie schon ausführlich berichtet worden [Eym], [Sev]. Die „SARL (société à responsabilité limitée - GmbH) La SPIROTECHNIQUE", eine Tochtergesellschaft von Air Liquide, wurde am 26. Mai 1946 eigens für dieses Tauchgerät gegründet, aber seine Vermarktung begann erst im Sommer 1946. Angesichts des wachsenden Erfolgs dieses Produktes wird SPIROTECHNIQUE 1951 zur „SA (Société anonyme - Aktiengesellschaft) La SPIROTECHNIQUE". Das entscheidende Teil dieses Tauchgerätes ist nichts anderes als der mythische Atemregler, der in den 1950er Jahren in Europa den Kurznamen „CG45“ für Cousteau Gagnan 1945 und in den USA „AquaLung“ erhalten hat - Namen, die bis heute Bestand haben. Er wird von 1946 bis 1954 mit INT-Bügel-Flaschenanschluss und noch bis 1955 als Nargileh-Gerät (Schlauchversorgung von der Oberfläche, Wasserpfeife, englisch Hookah) in Frankreich verkauft. Es ist vielleicht bekannt, dass der CG45 bei seiner Markteinführung 1946 bis Ende 1946 keine Herstellerplakette hatte, da er nicht als eigenständiges Gerät betrachtet wurde. Die Seriennummer war entweder auf der Oberschale (bei den ersten) oder auf dem Reglerkörper bei den folgenden eingeprägt. Erst 1947 erschien das erste Herstellerschild, kein Name, nur die folgende Aufschrift: Breveté S.G.D.G bedeutet: „Breveté Sans Garantie Du Gouvernement“ „Patent ohne Garantie durch die Regierung“ Erst 1955, als der Mistral auf den Markt kam, wurden Atemregler als eigenständige Elemente betrachtet, die vom Rest des autonomen Gerätes getrennt werden konnten. Der CG45 konnte als zweistufiger Regler relativ einfach in eine Nargileh-Konfiguration umgewandelt werden. Dazu genügte es, die Innereien der ersten Stufe zu entfernen und das Loch mit einem Stopfen auf der Membranseite zu verschließen. Dann wurde der Bügelanschluss nur noch durch einen Niederdruck-Schlauchanschluss ersetzt, et voilá! Nargileh mit abgewinkeltem Schlauchanschluss und ohne 1. Stufe Die CG45 werden für die Sammler in Gruppen eingeteilt, die es ermöglichen, sie entsprechend ihres Herstellungsdatums einzuordnen: Ich habe die CG45 zunächst in zwei Typen unterteilt: A - CG45 mit „archaischem“ Gehäuse (1946 - 1950, Ausatemstutzen 45° abgewinkelt, 22-mm-Stutzen), der am seltensten ist. B - CG45 im Standardgehäuse (1949-1955) mit geraden 25-mm-Stutzen ohne oder mit Gewinde (PRO). Sonst gibt es keine technischen Veränderungen, aber Sammler lieben es nun mal, den genauen Geburtstag ihrer Stücke zu kennen ;-) Der Typ A ist durch seine Hersteller-Plaketten weiter in drei Gruppen unterteilbar: 1 ohne Plakette, Nr. auf Deckel o. Reglerkörper, 1946, 2 die große Herstellerplakette mit SARL, 1947-, 3 die kleine Plakette mit SARL, 1949-1955. Die ersten CG45 ohne Hersteller-Plakette Die 22-mm-Schlauchstutzen sind mit den Faltenschläuche des Typ B und den späteren Mistral/Royal Mistral nicht kompatibel, da deren Durchmesser 25 mm ist. Der abgeknickte Ausatemstutzen resultierte daraus, dass bei den ersten Tauchgeräten der Atemregler hinter der Flasche saß, während später und bis heute der Atemregler zwischen Flasche und Taucher montiert ist. Diese Biegung erlaubte es, den Faltenschlauch nach vorne zu bringen, ohne ihn zu knicken. Leider setzte dies den Atemregler Stößen beim Fallen und noch schlimmer beim Tauchen aus und die Schläuche rieben sich stark an Felsen oder Kanten in Wracks. Ich kenne nur 3 Stück von dieser Gruppe: Seriennr. 150, 516 und 563. Diese Variante ist also sehr selten. Sie wurden 1946 mit einem FERNEZ-Metall-Mundstück verkauft. Die große Plakette mit der Angabe SARL Sie war ab 1947 und bis 1948 auf dem CG45. Wenig bekannt ist, dass die Schalen dieser Atemregler mit Schläuchen desselben Typs wie die Version von 1946 ausgestattet waren (Schläuche mit einem Durchmesser von 22 mm und abgeknicktem Ausatemstutzen). Die höchste mir bekannte Seriennummer einer großen Plakette ist 1097. Diese Atemregler wurden mit einem Gummimundstück von GODEL verkauft. Wahrscheinlich gab es eine Übergangszeit, in der Regler mit oder ohne Platte produziert wurden. Entsprechende Funde lassen diesen Schluss zu. Ein Teil dieses Typs hat Seriennummern, die auf N enden, was wahrscheinschlich von der ursprünglichen Montage als Nargileh kommt. Sie sind sehr selten und deshalb gefragt. Die kleine Herstellerplakette mit SARL Die kleine Version der Plakette mit SARL wurde Anfang 1949 eingeführt, wovon es zwei Varianten gibt: In diesem Zeitfenster ist die kleinste Seriennummer, die ich gefunden habe, 1137 und die größte 1871, also eine geschätzte Produktion von 750 bis 800 Stück. Trotzdem habe ich nur um 20 Geräte weltweit zählen können. Ein wichtiges Detail: Bei den ersten Geräten mit kleiner Platte SARL wurden die Platten senkrecht montiert. Vermutlich erst ab 1950 (um die Seriennr. 1200) wurden die Schilder waagerecht angebracht. Die kleine SA-Herstellerplakette Der Status von SPIROTECHNIQUE entwickelt sich durch den Verkaufserfolg des CG 45 von SARL zu SA, und wahrscheinlich ab Mai 1951 tragen die Regler eine kleine Plakette mit SA La SPIROTECHNIQUE. Ich fand bisher CG45 in der INT-Bügel-Ausführung mit SA-Platte mit Seriennummern zwischen 1960 und 5127. Sie werden bis Ende 1954 verkauft und im Mai 1955 durch den MISTRAL ersetzt. Es sei auch darauf hingewiesen, dass SPIROTECHNIQUE zwischen 1952 und 1954 parallel zur PRO-Version eine sog. Standard-Version ohne PRO-Mundstück und ohne Gewindeanschlüsse an geraden Stutzen produzierte. Es gibt ein neues gerades Metall-Mundstück ohne Aquastop, das bei Erscheinen des Mistral-Reglers im Jahr 1955 beibehalten und danach als "D10-Mundstück" bezeichnet wird. Eine weitere Besonderheit in dieser Periode (1953) besteht darin, dass bei einigen Reglern die Herstellerplakette umgedreht aufgenietet wurde. Eigentlich müssten die mit den Stutzen nach unten montiert werden, was die Schläuche besser schützen würde, z.B. beim Höhlentauchen. Ähnliches machte dann auch Nemrod zeitweise mit seinem Snark III. Man muss auch wissen, dass die Nargileh/Wasserpfeifen-Version zwischen 1946 und 1953 von SPIROTECHNIQUE nur auf Anfrage, d.h. wohl in kleinen Mengen, hergestellt wurde. Andererseits lassen einige Hinweise vermuten, dass 1954 eine Menge, wahrscheinlich von 1.000 Einheiten, von Wasserpfeifen-CG45 produziert wurde. 1955 wurde bei den ersten MISTRAL (mit der Adresse COGNACQ JAY) die Seriennummer mit groben Ziffern wie beim CG45 gestempelt (wahrscheinlich Verwendung der gleichen Maschine). Ab 1956, als LA SPIROTECHNIQUE umzog und der CG45 definitiv aufgegeben wurde, wurden die zukünftigen Mistral mit der für die CG45 Nargileh verwendeten Maschine mit feinen und kleinen Zeichen gestempelt. Die alte Stempelmaschine wurde wahrscheinlich während des Umzugs aufgegeben... Sonderfunde Es ist notwendig zu verstehen, dass die Flaschen zu dieser Zeit keinen geraden Boden hatten und dass sie folglich nicht alleine stehen konnten, was viele Stürze und Deformationen der Halterungen und Reglergehäuse verursachte und ihre Besitzer zwang, sie auszuwechseln. LA SPIROTECHNIQUE verkaufte zu diesem Zweck laut ihrer Ersatzteilliste Gehäuseschalen ... aber ohne Herstellerplakette, die man vom alten Teil hätte übernehmen müssen. Deshalb finden wir viele CG45, deren Membrandeckel weder eine Herstellerplatte, noch die 4 kleinen Löcher für die Nieten hat... Es handelt sich keineswegs um CG45 aus militärischer Quelle, wie das später beim Mistral üblich wurde! Und vor allem sollte man sie nicht mit den CG45 der ersten Generation von 1946 verwechseln, deren Nummer auf dem Reglerkörper oder dem Deckel eingraviert ist. Es ist notwendig, noch einmal in den historischen Kontext zurückzugehen: Die ersten Nutzer hingen wahrscheinlich mit Stolz an ihrer niedrigen Seriennummer, die ihre Hierarchie im Dienstalter der Taucher symbolisierte, ihren Rang. Erinnern wir uns, dass es eine kleine Welt war, die aus ehemaligen Militärs bestand... Wahrscheinlich ist es dieser Tradition zu verdanken, dass SPIROTECHNIQUE seit langem die Seriennummer auf dem Typenschild anbringt, wofür die primäre Funktion eigentlich darin besteht, die Nachbetreuung nach dem Verkauf zu unterstützen. Diese Verbundenheit mit einer kleinen Anzahl von Serien ist in der Welt der Sammler auch heute noch aktuell: Ein MISTRAL mit der Adresse COGNACQ JAY hat mit einer 2- oder 3-stelligen Seriennummer mehr Gefühls- und Marktwert als mit 4-stelliger und doch sind sie alle aus dem gleichen Jahr - 1955. Es gibt auch große SARL-Platten mit geraden Gewindestutzen... Es ist einfach der damalige Besitzer, der nach 1949 ein Versions-Upgrade seines Atemreglers vornahm, denn die PRO-Anschlüsse waren sehr praktisch, z.B. für die Demontage der Faltenschläuche für den Transport. Ich fand auch in einer Privatsammlung ein überraschendes Stück, eine "CG45 petite plaque SARL" mit der Seriennummer 516, gebogenem Rohr von vor 1949 und einem FERNEZ-Mundstück! Das ist eigentlich unmöglich; Die kleinen Platten SARL kamen 1949 heraus, mit Seriennummern über 1000, und sicherlich nicht mit einem FERNEZ-Mundstück. Es handelt sich offensichtlich um einen alten CG45 von 1946, an dem man eine kleine Herstellerplatte montiert hat! Nach der Beschädigung der Schalen (und wahrscheinlich dem Verlust der Originalplatte) nahm der damalige Besitzer eine neue Schale und die beschaffbare kleine SARL-Platte, die er selbst stempelte (Zeichen unterscheiden sich von denen von SPIROTECHNIQUE). Dies lässt sich unter anderem damit erklären, dass es ihm nicht möglich war, eine große Platte aus den Ersatzteilen von SPIROTECHNIQUE zu bekommen, weil der Vorrat logischerweise erschöpft war. Wir stellen außerdem fest, dass die Seriennummer auch auf der Rückseite des Reglers an der Basis des HP-Gehäuses eingeprägt ist, was den Willen zeigt, diese berühmte Nummer nicht zu verlieren... (und so macht man die zeitgenössische Archäologie zur Farce). Kurz gesagt, man muss verstehen, dass ein Atemregler an seinen Taucher gebunden ist ... Er entwickelt und verändert ihn mit der Zeit, um ihn zu reparieren, seine Leistung zu verbessern oder ihn einfach zu personalisieren. Heute sind wir gezwungen, mit Hypothesen arbeiten, die auf Beobachtungen an zufällig noch existierenden Reglern beruhen, denn leider wurden die Archive von LA SPIROTECHNIQUE beim Umzug von Levallois nach Carros zerstört, und alle Mitarbeiter aus jener Zeit sind heute verstorben. Es scheint, dass im Jahr 1949 (für mich die wahrscheinlichste Hypothese) die als Ersatzteile verkauften Gehäuse-Oberschalen mit kleinen SARL-Plaketten versehen und die Seriennummer auf Wunsch des Besitzers eingestempelt wurde. Aber sehr schnell wurde diese Praxis aufgegeben (schon 1950?), indem man eine leere Halbschale, verkaufte. Anmerkung der Redaktion: Wir reden hier über einen der bedeutendsten Regler in der Geschichte der leichten Taucherei. Technisch haben wir schon ausführlich über ihn berichtet. Hier geht es um ein anderes Phänomen, das Sammeln der Artefakte. Für mich wäre die Sache normalerweise schnell abgetan, aha, so funktioniert er, die Vor- und die Nachteile hat er. Die Veränderungen hat es gegeben - beim CG45 schnell erledigt. Ich musste lernen, dass „echte“ Sammler anders ticken, deshalb dieser Artikel ;-) Ausführungen des CG45 Zusammenfassung Zwischen 1946 und 1955 wurden theoretisch 6.200 CG45-Regler vermarktet, wobei man weiß, dass 1955 nur noch die Wasserpfeifen-Version verkauft wurde. Das heißt, eine durchschnittliche Jahresproduktion von weniger als 650 Einheiten (von 1946 bis 1949 wurden etwa nur 1.500 Einheiten produziert). Als der MISTRAL 1955 herauskam, wurde eine große Anzahl von CG45 zerstört oder verschrottet. Da ich nach gut zehn Jahren Recherche derzeit 72 Stück in Privatsammlungen gefunden habe, denke ich, dass bei optimistischer Betrachtung nicht mehr als 200 bis 250 Stück weltweit existieren sollten. Dies bedeutet, dass ein kompletter CG45, in ausgezeichnetem Zustand und funktionsfähig, in der Lage ist, Preise von mehr als 2.000 Euro zu erreichen, oder sogar mehr, für eine große Platte SARL zum Beispiel ... Ich wünsche viel Mut für neue Sammler... Ich möchte den Personen danken, die direkt oder indirekt an der Ausarbeitung dieser Inhalte mitgewirkt haben, ganz besonders Jacques Chabbert, Philippe Rousseau, Thierry Lafitte, Adair Ribeiro, Jean-Yves Tourbin und David L Dekker. Weitere Informationen: [Cam] Campbell, Spirotechnique - narguiles twin hose regs, TGS09/S.53, t1p.de/0e4y [Eym] St. Eyme, CG45 und Aqua-Lung - Zwillingsbrüder? TH10 S.56, t1p.de/exi5 [fr937.032] Air Liquide & J.Y. Cousteau, Perfectionnement aux installations pour la respiration des scaphandriers, 1943, t1p.de/q97r [Sev] Dr. L. Seveke, CG45 & Mistral -DIE Initiatoren für das leichte Tauchen, TH04 S. 40 t1p.de/o6lb [us2,485,039] J.Y. Cousteau & É. Gagnan, Diving Unit, 1947, t1p.de/qhq1 Unser Autor Luc Fuster, besser bekannt in Facebook und... unter seinem Alias Luca Dibiza: spirovintage@gmail.com Ich tauche, seit ich 8 Jahre alt bin. Profi im Tauchen bin ich seit mehr als 15 Jahren (PADI- und FFESSM-Tauchlehrer). Ich habe in der Tauchbasis IBIZA-DIVING gearbeitet, die jetzt leider nicht mehr existiert. Passioniert bin ich für Biologie, Archäologie, Unterwasser-Fotografie und das Material meiner Kindheit und Jugend, die Technik von La Spirotechnique. Ich sammle seit 1994, ausschließlich die Marke Spirotechnique und meist deren Regler. Neugierig geworden, habe ich Informationen von alten Tauchern, Sammlern wie dem verstorbenen Jacques Chabbert, Spiro-Veteranen wie Raymond Deloire, Zeitschriften und Katalogen eingeholt, um zu versuchen, die Typologie und Chronologie jedes Reglers der Marke zwischen 1946 und 1996 zu rekonstruieren. Luc hat auch eine Website, auf der viel Interessantes zu LA SPIROTECHNIQUE zusammengetragen wurde, was man auch auf Google-Deutsch lesen kann. www.spiro-vintage.com