Das erste italienische SCUBA Von Maurizio Baldinucci Aus dem Italienischen von Dr. L. Seveke Wenn man betagte Taucher fragt, welches das erste in Italien erhältliche SCUBA-Modell war, werden die meisten antworten: "Der Mistral natürlich!". Wenige der am besten Informierten könnten den Explorer oder vielleicht den Tricheco nennen, die beide von Pirelli hergestellt wurden, aber nur sehr wenige, unter den Älteren und bereits als Taucher nach der Mitte der 1950er Jahre aktiv, werden wissen, dass das erste SCUBA-Gerät, das in Italien vermarktet wurde, der "Acquasub" von der Firma Salvas aus Rom war (Bilder 01 & 02). Bild 02 Die Geschichte dieses Atemreglers ist wenig bekannt, aber dennoch sehr faszinierend, weil sie mit sehr wichtigen und bedeutenden Ereignissen in den Anfängen des Tauchens in Italien verbunden ist, sowie mit den wichtigsten Errungenschaften einiger großer Pioniere unseres Landes. Insbesondere die Person, die dieses Gerät aus der Taufe gehoben hat und alle seine Entwicklungen von der Prototyp-Phase bis zum Produktionsausgang verfolgt hat, war Raimondo Bucher, ein großer italienischer Tauchpionier, dessen Name mit zahlreichen Ereignissen mit ihm als Protagonisten verbunden geblieben ist, von der Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg bis in die 60-er Jahre. Für diejenigen, die den berühmten "Kommandanten" Bucher noch nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung seines Lebens. Am 15. März 1912 in Ungarn als Sohn eines italienischen Vaters und einer österreichischen Mutter geboren, trat er ab 1932 als Fliegeroffizier in die Regia Aeronautica (die königliche italienische Luftwaffe) ein, nahm am Zweiten Weltkrieg teil und wurde schließlich nach dreißig Dienstjahren mit dem Rang eines Hauptmanns verabschiedet. Er begann seine Karriere als Speerfischer und zeichnete sich bald auf höchstem Niveau aus, indem er 1951 und 1952 zwei italienische Meisterschaften im Speerfischen gewann und 1950 mit -30 Metern und 1952 mit -39 Metern Rekordhalter im Freitauchen wurde. Und genau zwischen Ende 1952 und Sommer 1953 nahm er als Leiter der Sportgruppe an der berühmten italienischen Nationalexpedition im Roten Meer teil, die von Bruno Vailati bei den Dahlak-Inseln in Eritrea organisiert wurde. Aus dieser Erfahrung entstand Sesto Continente, der erste Unterwasser-Vollfarb-Spielfilm unter der Regie von Folco Quilici (Bilder 03 & 04). Er war auch einer der Pioniere der Unterwasser-Fotografie, erfand, experimentierte, baute Gehäuse und Tauchtechnik aller Art. Es wird gesagt, dass er der erste war, der die Verwendung des O-Rings beim Bau von Unterwasser-Gehäusen in Italien einführte, nachdem er dessen Verwendung in den Fahrwerken einiger amerikanischer Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs gesehen hatte. Nachdem er Mitte der 1950-er Jahre seine Wettkampferfahrungen abgeschlossen hatte, widmete er sich unzähligen Unternehmungen, darunter die Entdeckung und Erforschung der versunkenen Stadt Baia, die Erforschung der unterirdischen Strecke des Flusses Bussento sowie einiger versunkener Höhlen auf der Insel Capri und der Höhle Bue Marino auf Sardinien. Er war dann der Protagonist der roten Korallenernte in Sardinien für den größten Teil der 60-er und 70-er Jahre. Auch nach den neunziger Jahren tauchte er weiter, wobei er immer seine Stimme zur Verteidigung des Meeres gegen Bauspekulation, Verschmutzung und ungezügelten Fischfang erhob. Er starb am 9. September 2008 in Rom. Wir müssen uns daran erinnern, dass das moderne Tauchgerät (SCUBA) 1943 von Kommandant Jacques Y. Cousteau und dem Ingenieur Emile Gagnan zur praktischen Nutzung für jedermann entwickelt wurde, aber es kam erst 1946 auf den Markt, als der französische Konzern Air Liquide, für den sowohl Gagnan als auch Cousteaus Schwiegervater arbeiteten, letzterer als Vorstandsmitglied, die Firma La Spirotechnique gründete. Das autarke Tauchgerät, das nach den Initialen der Erfinder und dem Jahr der Patentanmeldung CG-45 genannt wurde, bestand aus zwei Druckreduzierstufe, die in einen Metallkörper von der Größe eines mechanischen Weckers integriert waren, aus zwei getrennten Faltenschläuchen für die Ein- und Ausatmung und einem "T"-förmigen Mundstück. Zum Gerät gehörten auch Hochdruckflaschen (mit verschiedenen Volumina und der Anzahl je nach erforderlicher Autonomie), das Flaschenventil für den Anschluss an den Atemregler und schließlich die Begurtung zum Tragen durch den Taucher. Leider war trotz der Bemühungen und Investitionen der französischen Firma, den Absatz dieses Gerätes zu steigern, die Nachfrage anfangs fast ausschließlich auf den heimischen Markt begrenzt, weil zu dieser Zeit die Praxis des Gerätetauchens mit SCUBA in der Welt praktisch unbekannt war. Die meisten Anfragen kamen aus dem militärischen und professionellen Bereich, was aber sicherlich nicht ausreichte, um die kommerziellen Ambitionen der französischen Firma und von Cousteau selbst, der ihr Präsident war, zu befriedigen. Es ging also darum, den Verkauf dieser Ausrüstungen auch über die Landesgrenzen hinaus auszuweiten und vor allem einen Sport-Freizeit-Markt zu schaffen, den es weltweit noch nicht gab. Die wenigen Sporttaucher jener Zeit waren im Wesentlichen Speerfischer und es war daher notwendig, das neue Gerät als ein Instrument zu präsentieren, das ihre jagdlichen Leistungen drastisch verbessern konnte, dank der größeren Autonomie, die garantiert wurde. Vor allem aber war es notwendig, ein effektives Kommunikationsmittel zu finden, das das große Potenzial des neuen Geräts aufzeigen und Millionen von potenziellen Kunden auf der ganzen Welt erreichen konnte. Kino und Fernsehen boten sich als Lösung an, die sich in jenen Jahren als Hauptkommunikationsmittel zu verbreiten begannen. Und genau dies gelang vorrangig auf dem nordamerikanischen Markt mit dem Aufbau eines sehr starken Vertriebsnetzes (U.S. Divers) und mit den unglaublichen Werbeeffekten, die Kino und Fernsehen hatten, die sich zunehmend für den neuen Sport interessierten. Was geschah in diesen Jahren in Italien? Natürlich war das Auftauchen des neuen Geräts auf den wichtigsten internationalen Märkten nicht unbemerkt an den wenigen kleinen oder großen Unternehmen vorbeigegangen, die bereits auf dem italienischen Markt für Tauchausrüstungen vertreten waren und zu Beginn der 50-er Jahre nur aus Pirelli, Cressi und Salvas bestanden. Aber abgesehen von Cressi, das sich von Anfang an dem Sportmarkt und insbesondere dem Speerfischen gewidmet hatte, kämpften Pirelli und Salvas damit, ein nachhaltiges kommerzielles Ziel zu finden, da ja ihr Hauptmarkt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der militärische war. Da militärischen Aufträge nach dem Krieg verringert waren, mussten sich die beiden Unternehmen irgendwie umstellen und ein anderes kommerzielles Ziel finden. Cressi hatte seine Wahl bereits 1947 getroffen: für das genuesische Unternehmen bedeutete "self-contained-breathing-apparatus" A.R.O. oder "oxygen rebreather", im Gefolge der Erfahrungen, die von den Betreibern der "Human Torpedoes" (besser bekannt als "Pigs") und von den "assault Frogmen" gesammelt worden waren [01]. Diese Erfahrungen und Kenntnisse ermöglichten es dem Unternehmen, Sauerstoff-Rebreather zu entwickeln, die speziell für Sporttaucher und die Ausbildung konzipiert waren (die Modelle AR47 und 57B). Die gleiche Wahl wurde zunächst auch von Pirelli getroffen, die ähnliche Geräte für das Sporttauchen anboten (Modelle Poseidon und Polifemo). Die einzige Firma, die sich dazu entschloss, einen Versuch mit dem neuen Tauchgerät zu wagen, war Salvas, die sich 1952, unter Ausnutzung der bevorstehenden italienischen Nationalexpedition zum Roten Meer, die gerade organisiert wurde, als alleiniger Lieferant von Tauchausrüstungen anbot, in der Hoffnung, wichtige Image- und Werbeeinnahmen zu erzielen, die diesem Unternehmen sicherlich gefolgt wären [03]. Die Voraussetzungen dafür waren gegeben, denn schon in der Vorbereitungsphase erregte die Initiative die Aufmerksamkeit zahlreicher Informationskanäle und der wichtigsten Medien. Zur gleichen Zeit hatte Salvas bereits Kontakt mit La Spirotechnique für eine mögliche Lizenzproduktion des Cousteau-Gagnan-Gerätes aufgenommen, experimentierte aber auch mit eigenen SCUBA. Der erste offizielle Auftritt des Salvas SCUBA, wenn auch noch in Form eines Prototyps, fand im Sommer 1952 statt, als sich die gesamte Gruppe der Expeditionsteilnehmer auf der Insel Ponza versammelte, um Programme und Ausrüstung zu entwickeln. Bei dieser Expedition bot sich die Gelegenheit, die verschiedenen von Salvas entwickelten Prototypen zu testen, einschließlich des damit verbundenen Zubehörs. In Bild 05 und Bild 06 sehen wir zwei verschiedene Prototyp-Konfigurationen, die von Bucher während der Ponza-Erfahrung verwendet wurden. In Bild 05, das Bucher neben Folco Quilici zeigt, der mit seinem treuen A.R.O. ausgestattet ist, einem Gerät, auf das er während aller Unterwasser-Videoaufnahmen des Sechsten Kontinents nie verzichtete. Bei dem Salvas-SCUBA ist das Ausatemventil nicht im Reglerkörper in der Nähe der Hauptmembran, wie bei der Cousteau-Gagnan-Ausrüstung. Um das CG-Patent nicht zu verletzen, bestand es beim Salvas-Prototyp aus einem offen liegenden Entenschnabelventil, das seitlich an einer Flaschenklammer befestigt und nach unten gerichtet war. Die beiden kleinen Flaschen (wir glauben, es waren 2 Liter) haben die Ventile nach unten und ein starres Rohr, das sie mit dem Reglergehäuse verbindet. Die Wahl von so kleinen Tanks im Vergleich zu den normalen Größen, die wir normalerweise bei SCUBA sehen, sollte nicht allzu überraschend sein. Wir befinden uns noch im Jahr 1952, und in Italien gab es noch keine Firmen, die Druckgasflaschen mit ausreichendem Volumen für die neuen Atemgeräte herstellten. Die ersten Flaschen mit größerem Volumen (10, 12 und 15 Liter) sind frühestens Mitte der 1950-er Jahre von Dalmine gekommen (siehe Bild 07 &08). Die 2-Liter-Flaschen waren als normale Ausrüstung der militärischen A.R.O.-Kreislaufgeräte erhältlich, die Salvas unmittelbar nach dem Krieg zu bauen und zu vermarkten begonnen hatte und die die gleichen waren, wie sie in sauerstoffunterstützten Atemsystemen von Militärflugzeugen verwendet wurden. In der Konfiguration von Bild 06 ist die Anordnung des Gerätes etwas anders, wobei der Regler nach oben und das Entenschnabelventil zum Rücken des Tauchers gerichtet ist. Hier ist auch das berühmte Salvas-Mundstück zu sehen, das mit einem Knopf zum Umschalten zwischen "Tauch"- und "Oberflächen"-Modus versehen ist und bei dem der Schnorchel direkt in das Mundstück integriert ist. Diese Lösung sollte nach den Intentionen von Salvas ein starkes Attraktionselement für den Referenzkunden dieses Geräts sein, der, wie wir uns erinnern, der Speer-Taucher war. Der Spezialschnorchel sollte die Suche nach Beute erleichtern, indem man an der Oberfläche schwimmt und direkt aus dem Schnorchel atmet und so wertvolle Luft spart. Das spezielle Mundstück verhinderte dann das Eindringen von Wasser in das Innere der Faltenschläuche, wodurch unerwünschte und komplizierte Leerungen entfallen konnten. Sobald die Beute identifiziert war, konnte der Knopf in den "Tauch"-Modus gestellt werden, und die SCUBA waren perfekt für den Abstieg vorbereitet. Bei der ersten Version dieses speziellen Mundstücks waren die Anschluss-Stutzen mit den Faltenschläuchen um etwa 45° nach vorne gerichtet. In der in Ponza verwendeten Prototyp-Konfiguration bestand der Schnorchel aus einem Stück Faltenschlauch, das dann mit einem starren Rohr verbunden wurde. Unter den verschiedenen Initiativen, die unternommen wurden, um die Aufmerksamkeit der Medien und das Interesse der Öffentlichkeit auf die bevorstehende Abreise der Italienischen Nationalen Expedition ans Rote Meer zu lenken, ist sicherlich der Rekordversuch des Freitauchens auf -39 Meter zu erwähnen, den Raimondo Bucher am 2. November 1952 in den Gewässern der Insel Capri erfolgreich durchführte. Eine Szene dieses Ereignisses ist in Bild 09 zu sehen, wo Bucher in der Vorbereitungsphase mit Silverio Zecca aus Ponza, einem weiteren Meister im Speerfischen und Mitglied der Sportgruppe der Expedition, zu sehen ist, und in Bild 10, wo einige der Protagonisten des Unternehmens im Roten Meer zu sehen sind, darunter neben Bucher auch Bruno Vailati, ausgestattet mit einem Acquasub-Gerät mit der ersten Version des Mundstücks, Folco Quilici mit seinem treuen A. R.O. Salvas und Duilio Marcante mit einem Cressi A.R.O. Modell AR47. Marcante wurde eingeladen, als Kampfrichter an der Veranstaltung teilzunehmen, um die Korrektheit des Rekordversuchs sicherzustellen und das Ergebnis zu homologieren. Die Expedition startete offiziell am 26. Dezember 1952 von Neapel aus mit dem kleinen Motorschiff "Formica" von nur 130 Tonnen und endete, wiederum in Neapel, am 24. Juni 1953. Bei den zahlreichen Tauchgängen, die während der Expedition durchgeführt wurden, benutzte die Tauchergruppe je nach Zielsetzung und Tiefe abwechselnd die Acquasub-Tauchgeräte mit den Salvas-A.R.O.-Rebreathern oder einfach nur eine Schnorchelausrüstung (Bilder 11 & 12). In Bild 15 sehen wir Bucher kurz vor einem dieser Tauchgänge mit dem Salvas-Tauchgerät, einer Rolleiflex-Kamera in einem Tauchgehäuse und einem Blitz mit selbst erfundenen Blitzlampen. Nach den Sommererfahrungen in Ponza, aber auch nach Vergleichstests zwischen den verschiedenen Salvas-Prototypen und dem Cousteau-Gagnan-Gerät, beschloss die Firma, das neue SCUBA unter einer La Spirotechnique-Lizenz zu bauen. Damit war das Modell "Acquasub" geboren, und Salvas begann auch, sich mit der Vermarktung des Gerätes zu beschäftigen. Der erste Werbeprospekt des Acquasub SCUBA ist in den Bildern 13 & 14 dargestellt. Wir glauben, dass dieser Prospekt aus dem Jahr 1954 stammt, dem Jahr, in dem die Produktion dieses Gerätes begann. Wie in Bild 14 zu sehen ist, fehlt noch das Regleretikett. Dieses Etikett, das sowohl die Handelsbezeichnung des Geräts als auch das Salvas-Logo zeigt, ist in Bild 15 zu sehen. In Bild 14 sieht man das spezielle Mundstück noch in seiner ersten Version mit den nach vorne gerichteten Schläuchen und die Flasche, die nur mit einem Volumen von 5 Litern und mit einem maximalen Fülldruck von 150 bar erhältlich war. Eine Besonderheit dieses Atemreglers waren die Faltenschläuche, die länger waren als die, die normalerweise beim Standardmodell CG-45 verwendet wurden. Wir vermuten, dass diese Notwendigkeit auf die 45°-Ausrichtung der Anschluss-Stutzen der Mundstückschläuche zurückzuführen war. Da es in der damaligen Produktion keine derartigen Faltenschläuche gab, stellte Salvas sie her, indem er zwei kürzere Schläuche miteinander verband und dann deren Verbindung vulkanisierte. Diese Verbindungen sind in der Mitte jedes einzelnen Faltenschlauchs gut zu erkennen (Bild 16). Das spezielle Mundstück wurde dann von Salvas modifiziert, indem die Vorwärtsausrichtung beseitigt wurde, wie in Bild 17 zu sehen ist. Bild 18 zeigt, dass Salvas dieses Gerät auch in einer Version mit Vollgesichtsmaske anbieten wollte. Das Unternehmen war der Meinung, dass diese Lösung für diejenigen potenziellen Kunden attraktiv sein könnte, die bereits die Sauerstoff-Kreislaufgeräte mit dieser Art von Zubehör verwenden, ein Zubehör, das bei Einsätzen in verschmutztem Wasser oder als Sicherheitsmaßnahme im Falle eines Bewusstseinsverlusts der Taucher als grundlegend angesehen wird. Für diesen Anwendungsbereich wurde die gleiche Vollmaske verwendet, die bereits Teil der Produktion des Unternehmens war, da sie im A.R.O. Rebreather (Modell Universal) verwendet wurde, der für den militärischen Markt erhältlich war (Bild 19). Um mit einem speziellen Band an die Salvas-Vollmaske gekoppelt werden zu können, wurde der zentrale, dem Taucher zugewandte Teil des Mundstücks mit einer Art Ring versehen, der mit dem Körper des Mundstücks weich verlötet war. Dieses Stück wurde aus Marinemessing gefertigt und abschließend verchromt (siehe Bild 17). Die Anwendung dieses SCUBA begleitete Raimondo Buchers weitere Aktivitäten bis Ende der 1950-er Jahre. Hier seien einige der wichtigsten genannt:. Am 16. August 1953, kurz nach der Rückkehr von der Rotmeer-Expedition, war er in Capri bei einem der ersten Probetauchgänge des Bathyscaphe Trieste des berühmten Professors Auguste Piccard dabei. Bucher tauchte unter den Kiel des Bathyscaphe und zeigte die Schlammreste, die den Kontakt mit dem Meeresboden in einer Tiefe von mehr als 1.000 Metern bewiesen (Bild 20). Im Oktober 1956 erforschte er zusammen mit seinem Bruder Carlo einige Höhlen auf der Insel Capri (Bild 21). Im September 1957 entdeckte er die Ruinen einer antiken Stadt auf dem Meeresgrund bei der Insel Linosa. Eine weitere gute Gelegenheit für die Werbung für das neue Acquasub-Tauchgerät bot der Film "Rommels Schatz" von Regisseur Romolo Marcellini (Bild 22), der am 22. Dezember 1955 in den italienischen Kinos anlief. Dieser Film konnte als Berater für die Unterwasseraufnahmen auf den großen Hans Hass zählen, der als Hauptstuntmen für die Unterwasserszenen neben Raimondo Bucher auch Silverio Zecca, frisch von der Expedition ans Rote Meer, hinzuzog. Auch bei diesem Film lieferte Salvas, wie schon beim Sechsten Kontinent, exklusiv die gesamte Tauchausrüstung. Leider war der Film jedoch nicht sehr erfolgreich, so dass die Werbeeinnahmen dieser Aktion bescheiden ausfielen. Unter den verschiedenen Aufgaben, die ihm von den Produzenten des Films zugewiesen wurden, baute Bucher auch den speziellen Unterwasserflügel (Bild 23), der ihm nach dem Einsatz im Film 1956 zur Erkundung der unter Wasser liegenden Stadt Baia bei Neapel diente, einer Stadt, die er schon bei einem seiner vielen Einsätze als Pilot der italienischen Luftwaffe vom Himmel aus gesehen hatte. Der Markteintritt des Salvas-Modells, das offiziell seit 1954 in Produktion war, ließ den italienischen Hauptkonkurrenten von Salvas, nämlich Pirelli, nicht gleichgültig, der bereits im folgenden Jahr, 1955, sein eigenes Tauchgerät namens "Tricheco" vorstellte (Bild 24) [03]. Im Gegensatz zu Salvas, die trotz einiger Versuche, ein Modell eigener Erfindung zu entwickeln, letztlich die Produktionsformel von Cousteau-Gagnan in Lizenz wählte, bevorzugte Pirelli eine komplett italienische Lösung. Der Tricheco wurde nämlich von Roberto Galeazzi erdacht, entworfen und patentiert, einem bekannten Namen vor allem auf dem Gebiet der Ausrüstung für das kommerzielle Tauchen und für die Bergung von versunkenen Wracks. Wie man sieht, wurde dieses Gerät auch mit der Vollmaske angeboten, die damals als Standard vor allem für professionelle Anwendungen galt. Man musste dann bis 1958 warten, um weitere nationale Versuche von Pirelli zu sehen, mit dem berühmten Explorer (Bild 25), mit dem Super Abissal von Cirio aus Turin [03], der ab dem gleichen Jahr von Tigullio vertrieben wurde und schließlich von Mares mit dem Air King, der 1959 herauskam (Bilder in [02]). Doch trotz all dieser aufstrebenden Modelle und des wachsenden Interesses der italienischen Firmen in diesem Bereich, kam der Verkauf dieser SCUBA-Modelle nur schwer in Gang, und ihre Produktionszahlen blieben sehr begrenzt, sicher auch bedingt durch die Leistungen, die weit unter denen des legendären Mistral lagen [03]. Dieses revolutionäre Modell, das als erstes die Nutzung des Venturi-Effekts zur Reduzierung der Atemarbeit einführte, erschien 1956 in Italien wieder als Lizenzproduktion von Salvas (Bild 26). Leider war der italienische Markt noch nicht reif genug, um die Produktion von Tausenden oder Zehntausenden von Einheiten zu unterstützen, wie es im gleichen Zeitraum in Nordamerika der Fall war. Das Land versuchte immer noch, sich von der Katastrophe zu erholen, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, und das, was später das so genannte "italienische Wirtschaftswunder" werden sollte, trat erst einige Jahre später, in den 1960-er Jahren, ein. Erst in der ersten Hälfte der 60-er Jahre begann in Italien die Zahl der Taucher, die SCUBA benutzen, deutlich zu wachsen, dank der größeren wirtschaftlichen Ressourcen im Vergleich zu denen des vorangegangenen Jahrzehnts, der Entwicklung des sommerlichen Badetourismus, aber auch dank der zunehmenden Verbreitung von Tauchschulen auf dem nationalen Territorium, die den sicheren Gebrauch dieses Gerätes lehrten. Und so ereilte auch den Acquasub, der bald von seinem jüngeren Bruder Mistral in Bezug auf Leistung, Kosten, Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit überholt wurde, das gleiche Schicksal wie die konkurrierenden Modelle, die versuchten, in den bescheidenen und begrenzten italienischen Sporttauchermarkt der 1950-er Jahre einzudringen. Aus den Seriennummern der wenigen noch existierenden und weltweit bekannten Exemplare lässt sich ableiten, dass nur wenige hundert Stück gebaut wurden. Dieses Modell taucht noch im Rex-Hevea-Katalog 1958 auf (Bild 27), der die Produktion dieses Modells bis zu diesem Jahr bestätigt, das auch das letzte des Salvas-La Spirotechnique-Abkommens für die Produktion in Lizenz sowohl des Acquasub als auch des Mistral war. Tatsächlich wurde ab dem folgenden Jahr 1959 nur noch der Mistral von Spiro-Sub, einer Marke im Besitz von Cressi, produziert und in Italien vertrieben. Der Acquasub dürfte auch im Ausland nur eine sehr begrenzte Verbreitung gehabt haben, obwohl er mal auf dem Titelblatt des "Delphin" vom März 1959 zu sehen war Die sehr begrenzte Anzahl der von Salvas produzierten Acquasub ist auch daran zu erkennen, dass dieses Modell von Sammlern als eines der seltensten überhaupt angesehen wird. Weitere Informationen: [01] Baldinucci, M., Entwicklung der Sauerstoff-Kreislaufgeräte in Italien, TauchHistorie 14, S. 53 ff. t1p.de/e6vs [02] Baldinucci, M., Der schwer fassbare Mares Airking, TauchHistorie 15, S. 22 ff. t1p.de/3ehy [03] Fabbri, L., Italienisch Atmen zu Mistral-Zeiten, TauchHistorie 09, S. 41 ff. t1p.de/bs30