Technische Ergänzungen zum RG-UF/M Von Michael Müller Das RG-UF/M ist als Rettungsgerät zum kurzzeitigen Austauchen aus geringer Tiefe, z.B. aus Fahrzeugen, konzipiert. Es gibt aber wohl technisch versierte und entsprechend ausgebildete Nutzer, die das Gerät auf eigenes Risiko zum Tauchen verwenden. Da es für diesen Zweck nicht hergestellt wurde, gibt es auch keine geeigneten Beschreibungen dazu. Nachfolgend geben wir einige technische Informationen, Daten und Erfahrungen dazu, um lebensgefährliche Fehler bei der Nutzung zu vermeiden. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass das Gerät kein Tauchgerät ist und nicht als solches zu verwenden ist. Den Nutzern, die mit dem RG-UF tauchen, ist das grundsätzliche Prinzip eines Sauerstoff-Kreislaufgerätes bekannt, so dass hier nicht weiter darauf eingegangen wird. Atembeutel/Gegenlunge Der Atembeutel besteht aus doppelseitig gummiertem Gewebe wie es bei Schlauch- oder Faltbooten als Außenhülle genutzt wurde. Vermutlich wurde es auch bei dem bekannten DDR-Hersteller POUCH hergestellt. Das Volumen der Gegenlunge beträgt nur 3 +-0,5 Liter. Auf den ersten Blick erscheint das recht wenig. Der Beutel besitzt ein Glimmer-Überdruckventil, welches bei etwa 60 mm Ws reagiert. Manche Nutzer verschließen dieses vollständig. Da bisher keine Entwicklungsdokumente zu Verfügung stehen, kann man auch nur mutmaßen, warum das so ist. Plausibel scheint dem Autor die Erklärung, dass man bei unerfahrenen Nutzern eine Hypoxie (Sauerstoffmangel) vermeiden wollte. Da das Atemvolumen eines erwachsenen Menschen in der Regel größer oder gleich 3 Liter ist, würde selbst bei schlecht gespültem Kreislauf und hohem O2-Verbrauch das Zusammenfallen des Atembeutels anzeigen, dass Sauerstoff manuell nachgefüllt werden muss. Das muss dann durch das Zusatzventil erfolgen, da der Taucher sonst nicht mehr voll einatmen kann. Mundstück und Atemschläuche Das Mundstück besteht aus leichtem Plastik-Material und besitzt nach sowjetischem Vorbild integrierte Glimmer-Richtungsventile mit einem freien Durchmesser von 17,9 mm mit Anschlussmutter M36x1,5. Das mitgelieferte Mundstück hat extrem große Ausmaße im Vergleich zu einem heute normalen Sporttauchmundstück. Zusammen mit der äußeren Dichtungslippe wollte man wohl vermeiden, dass das Mundstück aus dem Mund fällt und so Wasser eindringt. Der Verschluss des Kreislaufs erfolgt durch einen passenden Gummistopfen. Die Faltenschläuche sind 320 mm lang und haben einen Durchmesser von 22 mm. Die Gummiqualität ist sehr gut, die Schläuche weisen auch nach vielen Jahre keine Risse, wohl aber Verformungen auf. Das Gasverteilerstück, welches über eine gelochte Gummidichtung mit einer M8-Flügelschraube mit dem Kalkbehälter verbunden wird, ist aus Plastik und relativ bruchanfällig. Hier betragen die Innendurchmesser der Schlauchstutzen nur 17,6 mm. Am Gasverteilerstück ist auch der O2-Schlauch mit einer Überwurfmutter M14x1 angeschlossen. Der Sauerstoffschlauch selbst ist klarer PVC Schlauch. Ein weiterer Schlauchanschluss dient zur Verbindung mit der Gegenlunge. Sauerstoff Regler, Beschreibung und Fehlerquellen Der Regler des RG-UF/M ist eine komplette Neuentwicklung und basiert nur vom Prinzip her auf vorangegangenen Medizinreglern von Medi Leipzig. Der Sauerstoffdruck wird also vom Hochdruck der Flasche auf ca. 3,2 bar (gemessen) herabgemindert und strömt im Konstantflow über eine kleine Düse mit etwa 0,9 l/min in den Kreislauf. Zusätzlich gibt es den Bypassknopf der auf 50 l/min eingestellt ist. Der Reglerkörper ist aus massivem vernickelten Messingguss. Die Hauptregelmembran, bestehend aus einer runden Scheibe aus gummierten Gewebe, ist (soll) zusammen mit dem Federraum komplett nach außen, also gegenüber dem Wasserdruck, abgedichtet sein. Diese Abdichtung erfolgt mittels 2 Dichtungen, einmal an der großen Verschraubung der Membran und einmal an der Verschraubung der kleinen Verschlusskappe. Diese Dichtungen sollte man kontrollieren, dort ist beim Autor bereits mehrmals (Salz-) Wasser eingedrungen, was zur inneren Korrosion führte. Die Einstellung des Flow erfolgt nach Öffnen der kleinen Verschlusskappe mittels Stiftschlüssel über den Mitteldruck durch Verstellen der Federvorspannung. Der Regler besitzt ein Überdruckventil. Die Gummidichtungen dieses Ventils verhärten mit der Zeit, das Ventil wird dann undicht und bläst ab. Dementsprechend sollten sie kontrolliert und ggf. ersetzt werden. Ein weiterer Grund für das Abblasen des Überdruckventils ist ein schleichender Druckanstieg. Das liegt meist am mangelhaft dichtendem Hochdruck-Ventilstein. Dieser besteht aus hartem durchsichtigen Plastikmaterial. Kenner überarbeiten diesen Stein dementsprechend oder bauen sich eine weichere Teflondichtung im Ventilstein ein. Der Mittelduck lässt sich mit einem passenden Manometer messen, welches an Stelle des Überdruckventils in die dann freie M8 Gewindebohrung eingeschraubt wird. Der Gasaustritt aus dem Regler erfolgt über einen Gewindenippel mit Überwurfmutter. Beim Manipulieren an diesem Anschluss ist mit Vorsicht vorzugehen, denn der Nippel ist nur weich eingelötet und kann bei stärkerer Kraftanwendung herausbrechen. Der Anschluss an der Flasche erfolgt mittels ¾-Zoll-Überwurfmutter und Vulkanfiberdichtung. Dementsprechend ist beim Festziehen mit dem Maulschlüssel ein hoher Kraftaufwand nötig. Will man dies vermeiden, legt man eine passende „Usit“-Dichtung ein oder lässt sich von einem Dreher einen O-Ring einstechen. Hier ein Bild nach kompletter Revision. Sauerstoffflasche Zum Einsatz kommt eine normale 0,8 Liter/200bar Stahlflasche. Diese fasst dementsprechend 160 Liter Sauerstoff. Die Flasche ist innen gegen Korrosion lackiert. Das Sauerstoffventil ist eine Spezialausführung. Neben dem normalen Medi-Ventil mit ¾-Zoll-O2 Anschluss besitzt es einen Anschluss mit Rückschlagventil, welcher dazu dient, den Flaschendruck zu kontrollieren. Der Anschluss hat Gewinde M22x1. Es soll Nutzer geben, die hier mittels eines passenden Adapters die O2-Flasche füllen. Dazu braucht diese nicht aus dem Gerät ausgebaut zu werden. Kalkbehälter Der Kalkbehälter ist ein Einwegprodukt aus Plastikmaterial (Polycarbonat, Polystyrol?). Er ist komplett verklebt und enthält etwa 1 kg Atemkalk, welcher auf die zur Verfügung stehende Sauerstoffmenge abgestimmt ist. Die Kalkfüllung ist mittels zentralem Federblech gegen Lockerung verspannt. Im Inneren befindet sich ein zentrales Rohr mit ca. 23,5 mm Durchmesser. Es leitet das Ausatemgas zuerst auf eine wasserabsorbierende Einlage und dann durch den Atemkalk zurück zum Taucher. Es soll Nutzer geben, die den Kalkbehälter zur Wiederbefüllung umbauen, dazu wird der Boden abgesägt und mittels verschiedener Methoden wieder lösbar verschlossen. Gehäuse Das Gehäuse besteht aus Plastikmaterial und ist sehr bruchanfällig. Es nimmt den Kalkbehälter, die Sauerstoffflasche und den Regler auf. Es wird mit einer zentralen Rändelmutter verschlossen. Rückseitig ist die Gegenlunge mit M4-Schrauben verschraubt und ein Bauchgurt aus Baumwolle angebracht. Manche Nutzer befestigen die Gegenlunge etwas höher, um ein angenehmeres Tragegefühl zu erreichen. Fazit Alles in allem ist heute das RG-UF/M ein gutes Gerät zur Demonstration der Funktionsweise eines Sauerstoff-Kreislaufgerätes über Wasser. Wer es tatsächlich zum Tauchen benutzt, tut dies auf eigenes Risiko, eine Empfehlung dafür kann hier nicht gegeben werden und wird ausdrücklich ausgeschlossen.